Leitbild für die Gemeinde Helperknapp 2021-2030
Stand: 18. November 2021
Kontext
Die Fusionsgemeinde Helperknapp wurde im Rahmen des Klimapakts 1.0 am 12.07.2018 zum letzten Mal zertifiziert und erreichte dabei einen Wert von 62,3 %.
Die Gemeinde Helperknapp möchte ihr energie- und klimapolitisches Engagement im Rahmen des Klimapakt 2.0 weiter fortsetzen. Der Deckungsgrad mit erneuerbaren Energien soll kontinuierlich erhöht werden und die Energieeffizienz der kommunalen Infrastrukturen stetig verbessert werden. Durch die Vorbildfunktion der Gemeinde und durch die konsequente Sensibilisierung der Bürger sowie der ansässigen Betriebe sollen die in diesem Leitbild formulierten Zielvorgaben erreicht werden.
Außerdem setzt sich die Gemeinde Helperknapp für eine bedarfsorientierte Beschaffungspolitik ein, die von nachhaltigen Kriterien bestimmt wird und sich nach dem Ressourcenkonzept sowie dem Prinzip der Suffizienz[1] richtet.
Die Gemeinde Helperknapp setzt sich für eine Verbesserung des Modal Split‘s[2] auf dem gesamten Gemeindegebiet insbesondere der Gemeindeverwaltung ein.
Die Gemeinde Helperknapp stellt eine einwandfreie Trinkwasserqualität für ihre Bürger sicher und versucht die Energieeffizienz der Wasserversorgung zu steigern und den Pro-Kopf Wasserverbrauch kontinuierlich zu senken.
Im Rahmen des Klimapakts 2.0 beabsichtigt die Gemeinde Helperknapp somit eine möglichst hohe Bewertung gemäß des EEA-Katalogs “European Energy Award” zu erreichen. Es wird eine Steigerungsrate der Klimapaktbewertung, in Bezug auf das Audit Ende November 2021, von mind. 1.5% pro Jahr bis zum Jahr 2030 angestrebt.
Die Gemeinde legt für die folgenden 8 Bereiche qualitative und quantitative Ziele fest:
- Bereich 1 – Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
- Bereich 2 – Aussagen zum Klimaschutz
- Bereich 3 – Klimawandelanpassung
- Bereich 4 – Mobilität
- Bereich 5 – Kreislaufwirtschaft
- Bereich 6 – Suffizienz
- Bereich 7 – Abfall- und Ressourcenmanagement
- Bereich 8 – Wasserwirtschaft
Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen soll partizipativ mit den Einwohnern und durch Festigung und Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit erfolgen.
Bereich 1 – Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
Die Gemeinde Helperknapp hat sich in den letzten Jahren stark für den Ausbau von erneuerbaren Energien engagiert. Vorzeige Projekte in diesem Bereich sind der Bau von Photovoltaikanlagen und das Heizen mit Holzhackschnitzel des Schulcampus in Brouch, des Gemeindeateliers in Tüntingen und des Feuerwehrzentrums in Tüntingen. Dieser Trend soll beibehalten und verstärkt verfolgt werden, um das nationale Ziel des Anteils an erneuerbarer Energien von mindestens 23 % bis 2030 zu unterstützen.
Eine Verbesserung um mindestens 40% der Energieeffizienz der Gebäude auf dem Gemeindegebiet (Referenzjahr 2007) soll laut den Mindestanforderungen des „Plan national intégré en matière d’énergie et de climat (PNEC)“ anvisiert werden.
Bis zum Jahre 2030 soll der spezifische Energieverbrauch der Gemeindeinfrastrukturen weiter gesenkt werden. Es wird einen spezifischen Stromverbrauch von 31 [kWh/m2*a] in den kommunalen Infrastrukturen angestrebt, dies entspricht einer Reduktion von 11% bezogen auf das Jahr 2019.
Die regionale Bürgerenergiekooperative “Regional Energie Cooperative – LEADER Lëtzebuerg West” soll weiterhin tatkräftig mit kommunalen Projekten unterstützt werden.
Bereich 2 – Aussagen zum Klimaschutz
Die Gemeinde Helperknapp setzt sich ehrgeizige Ziele bis zum Jahre 2030 was den Klimaschutz anbelangt:
Die einwohnerspezifischen Treibhausgasemissionen beliefen sich im Jahre 2019 auf 5.35 [tCO2 /E*a]. Die Gemeinde setzt sich das Ziel bis 2030 diese Emissionen im Vergleich zum Jahr 2019 um 20 % zu senken.
Bereich 3 – Klimaanpassung
Die Gemeinde setzt sich, unter Einbindung der betroffenen lokalen Akteure sowie der nationalen Strategie zur Klimaanpassung, mittel- und langfristige Ziele fest, um anpassungsfähiger gegenüber den zukünftigen Folgen des Klimawandels zu werden. Ziel ist dabei der Schutz der Bürger, Flora und Fauna. Es gilt die Gemeinde auf Hochwasser, Trockenheit, Unwetter (Starkregen, Stürme, …) vorzubereiten und die Bevölkerung entsprechend zu sensibilisieren und zu informieren sowie Ihnen beratend zur Seite zu stehen.
Die Gemeinde ist sich bewusst, dass die Waldbewirtschaftung einen großen Einfluss auf das Klima hat und setzt deswegen den Fokus in der Forstwirtschaft auf Nachhaltigkeit. Bestehende Biotope werden belassen, naturnahe Mischwälder mit einem hohen Laubbäume-Anteil geschaffen und Monokulturen vermieden.
Die “Stratégie et plan d’action pour l’adaptation aux effets du changement climatique au Luxembourg” gilt dabei als Leitfaden für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen.
Bereich 4 – Mobilität
Die Gemeinde Helperknapp fördert auf dem gesamten Gemeindegebiet in Zusammenarbeit mit den nationalen Akteuren die sanfte Mobilität und setzt im Bereich der individuellen Mobilität auf Nullemissionsfahrzeuge (PKW, Nutzfahrzeuge und Busse) durch Einzelaktionen wie z.B.:
- Bessere Nutzung des öffentlichen Transports sowie bedarfsgerechte Taktfrequenzen
- Ausbau und Verbesserung der Vernetzung des kommunalen Fahrradwegenetzes
- Anbindung und Ausbau nationaler Radwege. Die Radwege werden ausreichend beschildert.
- Verkehrsberuhigung zur weiteren Reduktion der Gefahrenstellen und Lärmreduzierung.
- Ausbau der 30er/20er Zonen sowie nach Möglichkeit „Shared space“.
- Ausbau von privaten und öffentlichen Ladestationen.
In der Gemeindeverwaltung soll der Fokus auf:
- Nullemissionsfahrzeuge für die kommunale Fahrzeugflotte <3,5t (33 % bis 2030)
- Anschaffung von E-Bikes für dienstliche Strecken
- Verbesserung des Modal Split der Gemeindemitarbeiter (15/85 bis 2030) – Berechnung personenbezogen und pro Fahrtweg
- Homeoffice
Bereich 5 – Kreislaufwirtschaft
Die Gemeinde Helperknapp setzt sich verstärkt für die Implementierung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in u.a. folgenden Bereichen ein:
- Kommunale Gebäude (Neubau, Sanierung und Betrieb)
- Umgang mit Ressourcen (Ressourcenkonzept)
- Umsetzen der Maßnahmen die in einer Charta für Vereine definiert sind
- Kommunale Veranstaltungen gemäß “Green Event”- Standard (Reduktion von Verpackungsabfällen)
- Kommunale Beschaffung für Büromaterial wird mit Hilfe des “Circular Procurement-Tools von Myenergy durchgeführt.
Die Gemeinde richtet sich dabei nach der “Stratégie Economie circulaire Luxembourg”.
Bereich 6 – Suffizienz
Die Gemeinde Helperknapp agiert mit einem schonenden Umgang der Ressourcen bei Neuanlage, Wartung und Betrieb der kommunalen Infrastrukturen als Vorbild gegenüber den Bürgern. In kommunalen Baustandards soll dieser Punkt zukünftig detailliert behandelt werden.
Bereich 7 – Abfall- und Ressourcenmanagement
Die Gemeinde erstellt, unter Einbindung lokaler Akteure, ein Konzept zu effizienter Ressourcennutzung auf dem Gemeindegebiet. Das Konzept weist Themenbereiche auf, bei denen die Gemeinde die Circular Economy in den Mittelpunkt stellt.
Mit dem Ziel die Recyclingquote zu maximieren und die Ressourcenverschwendung zu minimieren, stellt die Gemeinde bis 2030 zunehmend Abfallbehälter im öffentlichen Raum zur Verfügung, die eine getrennte Entsorgung der Abfälle ermöglichen. Zusätzliche Abfallbehälter für PPK (Pappe, Papier, Karton) und PMC (Valorlux) sollen in öffentlichen Gebäuden und auf öffentlichen Plätze der Gemeinde aufgestellt werden.
Die Recyclingquote soll im Jahre 2030 65 % betragen und das einwohnerspezifische Abfallaufkommen auf 150 [kg Restmüll/EW*a] gesenkt werden.
Die Gemeinde motiviert die lokalen Vereine, Gastronomie, Gewerbe, Landwirte sowie Bürger bei der Umsetzung von einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen. Für die Umsetzung sollen unter anderem folgende Initiativen aufgegriffen werden:
- ECOBOX für Gaststätten
- Green Events für Veranstaltungen
- Weitere „Refill Stations“ anbieten
- Grouss Botz (Frequenz 2 pro Jahr)
- …
Bereich 8 – Wasserwirtschaft
Die Gemeinde Helperknapp setzt sich in Zusammenarbeit mit dem Abwassersyndikat SIDERO dafür ein, die Kläranlagen auf dem Gemeindegebiet auf dem aktuellen technischen Stand zu halten und ggf. entsprechend zu modernisieren. Dabei wird ein möglichst hoher Deckungsgrad an erneuerbaren Energien für Strom und Wärme bei den Kläranlagen angestrebt. Der Aus- und Umbau des getrennten Abwassernetzes (Schmutz und -Regenwasser) wird konsequent weitergeführt.
Der sparsame Umgang mit Wasser ist für die Gemeinde Helperknapp ein wichtiges Anliegen. Alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen sollen ergriffen werden, um den Verbrauch zu reduzieren. Dabei strebt die Gemeinde einen einwohnerspezifischen Wasserverbrauch von maximal 120 [l/E*a] an.
Die Gemeinde stellt den vorbildlichen Unterhalt des Wasserversorgungsnetztes sicher und spürt Leckagen konsequent auf. Die Gemeinde investiert in eine vorrausschauende Bewirtschaftung des Trinkwassernetzes.
Die Gemeinde führt die Quellensanierungen weiter fort und sensibilisiert Ihre BürgerInnen und insbesondere SchülerInnen im Rahmen von Workshops zu den Themen Wasserversorgung und Abwasserreinigung.
Kennwert |
Einheit |
2019 |
Ziel 2030 |
CO2-Ausstoss Gemeindegebiet (23 417 tCO2/a 2020) |
[t CO2eq / EW*a] |
5,35 |
-20% |
CO2-Ausstoß der kommunalen Infrastrukturen |
[kgCO2/Haushalt] |
577 |
-15% (1,5%/a) |
Stromverbrauch Haushalte |
[kWh/Einwohner*a] |
1441 |
+-0% |
Stromverbrauch kommunale Infrastrukturen |
[kWh/m2*a] |
34,84 |
31 |
Stromverbrauch Gemeindegebiet |
[kWh] |
10 578 812 |
10 790 388 |
Stromverbrauch Straßenbeleuchtung |
[kWh] |
269 806 |
251 819 |
Gesamte Stromproduktion Gemeindegebiet |
[kWh] |
1 606 245 |
3 533 739 |
Erneuerbare Stromproduktion (Gemeindegebiet) |
% Gesamtverbrauch |
14% |
30% |
Erneuerbare Stromproduktion (Gemeindeinfrastruktur) |
% Gesamtverbrauch |
(4,6%) |
100 % |
Abfallaufkommen |
[kg Restmüll/EW*a] |
225 |
150 |
Abfallrecycling |
% Recyclingquote |
49,92% |
65% |
Wasserverbrauch kommunale Gebäude |
[l/m2] |
336 |
-25% |
Wasserverbrauch Gemeindegebiet |
[l/ EW*d] |
147 |
120 |
Wärmeverbrauch Gemeindegebäude |
[kWh/m2] |
137 |
105 |
Wärme erneuerbar Gemeindegebäude |
% Gesamtverbrauch |
10,16% |
30,5% |
Deckungsrate erneuerbarer Strom Photovoltaik |
% |
14.5 |
25 |
Anteil Nullemissionsfahrzeuge am Gemeindefuhrpark |
% |
0 |
33 |
Anhang:
- Flussdiagramm welches das Zusammenspiel der gemeindeinternen Dokumente, Gemeindeorgane, Bürger, Vereine und externe Organisationen veranschaulicht. Dieses Diagramm ist nicht abschließend vollständig und wird im Laufe des Fortschritts der Umsetzungen ergänzt. Es soll als Orientierung und Übersicht bei Entscheidungen und der Organisation zur Umsetzung der Maßnahmen dienen.
[1] Suffizienz = Unter dem Begriff der „Suffizienz“ versteht man die Änderungen der vorherrschenden Konsummuster. Das Konzept der Suffizienz berücksichtigt dabei natürliche Grenzen und Ressourcen und bemüht sich somit eines möglichst geringen Rohstoffverbrauchs (Quelle: nachhaltigkeit.info)
[2] Modal Split = Der Modal Split (auch Modal Share genannt) ist eine Kenngröße zur Aufteilung der Verkehrsnachfrage auf verschiedene Verkehrsmittel. (Quelle: Neuaufstellung des Verkehrsentwicklungsplanes Münster, Dietmar König)